Bundesarbeitsminister Hubertus Heil auf virtueller Reise durch regionale Unternehmen
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen Unternehmen unterschiedlich hart. Deshalb ist ein permanenter Austausch zwischen den Betroffenen und der Politik besonders wichtig, um zielgenaue Hilfen bereitzustellen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Genau dazu hatte Martin Rabanus (SPD), Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Rheingau-Taunus/Limburg, eingeladen. Aus Berlin war zu diesem digitalen Dialog Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales zugeschaltet. „Im politischen Berlin müssen wir uns immer wieder daran erinnern, dass es in vielen Firmen sehr viel partnerschaftliches Miteinander und kreative Lösungen für die Corona-Herausforderungen gibt“, erklärt Martin Rabanus und freut sich, dass einige die Region prägende Unternehmen bereit waren, den Teilnehmenden der Videoschalte einen virtuellen Einblick in den Firmenalltag in Corona-Zeiten zu gewähren.
Stefan Jonitz, kaufmännischer Geschäftsführer des Wasserfilterherstellers Brita aus Taunusstein, machte zu Beginn seines Impulsvortrages klar, dass der Schutz der Mitarbeitenden von Beginn an oberste Priorität hatte. Erst an zweiter Stelle stehe die Aufrechterhaltung der Produktion. Aus diesem Grund habe man schnell reagiert und so viele Beschäftigte wie möglich ins ‚Homeoffice‘ geschickt, und zwar bevor eine Pflicht dazu bestand. In diesem Zusammenhang wies Jonitz darauf hin, dass es Unternehmen durchaus vor Herausforderungen stellen würde, wenn man aus Gründen des Arbeitsschutzes mit der Erwartung konfrontiert sei, eine zweite Büroausstattung bei den Beschäftigten zu Hause vorzuhalten. Minister Heil griff diesen Punkt auf und machte klar, dass die Politik aus diesem ungeplanten Großversuch zum Thema mobiles Arbeiten, die notwendigen Schlüsse ziehen müsse. Dazu zähle es auch, Arbeitsschutzvorschriften anzupassen und einen vernünftigen rechtlichen Rahmen zu schaffen, an dessen Ausgestaltung Arbeitnehmervertreter und Unternehmen zu beteiligen seien.
Aus Bad Camberg meldet sich dann Ulrich Menken, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Weber Bürstensysteme, mit einem kurzen Film, in dem die Firma ihre Schutzmaßnahmen vorstellte. Neben den mit diesen Maßnahmen verbundenen Einschränkungen stelle sich auch ein positiver Effekt ein. Aufgrund der häufigen Nutzung von Videokonferenzen gebe es einen viel häufigeren Austausch mit den Außendienstlern, die man sonst selten gesehen habe, so Geschäftsführerin Stephanie Menken. Sorge bereitet den beiden eher der Zusammenhalt außerhalb ihrer Firma. Fußball-Bundesligisten, die durch die Gegend fahren und sich feiernd in den Armen liegen seien keine guten Vorbilder, so Ulrich Menken. Der gesellschaftliche Zusammenhalt angesichts der tiefsten Gesundheits- und Wirtschaftskrise sei in der Tat ein wichtiger Aspekt, so Minister Heil, gerade darum sei es ihm so wichtig auch mit den Menschen im Austausch zu bleiben, die von der Krise besonders hart getroffen sind und den gesamtgesellschaftlichen Blick zu bewahren, damit Hilfen dort angekommen, wo sie nötig sind.
Wo genau dies noch nicht gelingt, wo staatliche Hilfen zu kurz greifen und Betroffene durchs Raster fallen, davon berichtete Hedmar Schlosser. Der gelernte Koch betreibt mehrere gastronomische Einrichtungen in der Region, darunter Traditionsbetriebe wie den Feldberghof im Taunus, und hat bisher keine Möglichkeit staatliche Unterstützung zu beantragen, da seine einzelnen Unternehmen als Verbund betrachtet werden und so die Voraussetzungen für finanzielle Unterstützung nicht erfüllen. Gleichzeitig zahle er weiterhin Ausbildungsvergütungen und steuerfreie Zuschläge, da das Kurzarbeitergeld für viele seiner Beschäftigten nicht ausreiche. Minister Heil bedauerte die von Hedmar Schlosser geschilderte Lage sehr, zumal die Gastronomie und andere Branchen wie die Kulturwirtschaft und Teile des Einzelhandels stellvertretend für die gesamte Gesellschaft ausbadeten, was man an Maßnahmen zu Schutz der Allgemeinheit ergriffen habe. Genau deshalb liege es in der Verantwortung des Staates nun auch zu helfen. Der Minister versprach in Zusammenarbeit mit Martin Rabanus den von Hedmar Schlosser aufgeworfenen Problemen auf den Grund zu gehen und alles in seinem Verantwortungsbereich liegende zu tun, um der Gastronomie und anderen Leidtragenden zu helfen. Zum Abschluss der virtuellen Reise begrüßte Bürgermeister Dr. Marius Hahn die Teilnehmenden in Limburg und freute sich, dass mit der Blechwarenfabrik, die im vergangenen Jahr für ihre innovative und nachhaltige Produktionsweise mit dem deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wurde, eines der traditionsreichsten Unternehmen der Domstadt einen Blick hinter die Kulissen gewähren werde. Es seien Unternehmen wie dieses, die Limburg zur Joblokomotive und einem wichtigen Ausbildungsstandort machten.
Die Geschäftsführerin Annika Trappmann erläuterte ebenfalls anhand einer Videoeinspielung, wie der eigens ins Leben gerufene Corona-Krisenstab bestehend aus Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern, die Grundlage für einen erfolgreichen Umgang mit den aktuellen Herausforderungen gelegt hat. Gemeinsam habe man einen Pandemieplan ausgearbeitet und ein Ampelsystem geschaffen, mit dessen Hilfe Mitarbeitende über Maßnahmen informiert und das Vorgehen transparent gemacht werden konnte. Man tue wirklich alles, um Mitarbeiter zu schützen, so Geschäftsführer Hugo Trappmann, der davor warnte Unternehmen zu strengen Regeln aufzuerlegen und dafür plädierte, dass diese besser von den unmittelbar Beteiligten vor Ort ausgehandelt werden sollten, etwa beim Thema ‚Homeoffice‘. Minister Heil bekräftigte, dass auch er den Eindruck habe, dass viele Unternehmen, Beschäftigte und viele Bürgerinnen und Bürger sich in diesen schwierigen Zeiten auf neue Situationen relativ schnell auch kreativ einstellten. Gleichwohl müsse der Staat nacharbeiten, wenn bestimmte Regeln der aktuellen Lage nicht gerecht würden. Nur gemeinsam komme man schließlich aus dieser Krise wieder heraus. Deshalb gelte es weiterhin die Infektionen sowie die internationale Entwicklung im Blick zu behalten und die Impfungen weiter auszubauen. Wenn dies alles geschafft ist, dürfe man nicht vergessen, die richtigen Schlüsse aus den Erfahrungen zu ziehen. Dies betreffe nicht nur die Arbeitswelt – auch im Bildungs- und Gesundheitsbereich müsse sich einiges ändern, so der Minister abschließend.