Im Gespräch mit Martin Rabanus fordern Fachleute eine Aufwertung der Gesundheitsberufe
Im Rahmen einer gut besuchten digitalen Informationsveranstaltung, zu welcher der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Rabanus Gesundheitsexperten aus Politik und Praxis eingeladen hatte, wurde eines ganz deutlich: Nur dank einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Klinikpersonal, Rettungsdienst und Ehrenamt, ist es gelungen, die Corona-Pandemie in unserer Region gerade so im Griff zu behalten.
„Aufgrund der vielen Anfragen, die mich angesichts der Pandemie immer wieder erreichen, war es mir wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern die Chance zu geben, ihre Sorgen direkt mit den entsprechenden Fachleuten zu diskutieren. Nur so können wir Ängste nehmen und ein realistisches Bild der aktuellen Lage zeichnen“, stellte Rabanus einleitend fest.
Den Anfang machte Dirk Heidenblut, der für die SPD-Bundestagsfraktion im Gesundheitsausschuss des Bundestages sitzt und selbst früher im Rettungsdienst seiner Heimatstadt Essen gearbeitet hat. Er machte deutlich, dass – entgegen vieler Befürchtungen – das Parlament weiterhin eng in die Entscheidungen zur Bekämpfung der Pandemie eingebunden ist und die Maßnahmen der Bundesregierung kritisch begleitet. Insbesondere habe man für eine zentrale Beschaffung von Schutzausrüstung gesorgt und beispielsweise die Kliniken für das Vorhalten von Betten zur intensiv-medizinischen Behandlung entschädigt, erklärte der Gesundheitspolitiker. Jetzt müsse man dafür sorgen, dass der Impfstoff schnellstmöglich in die eigens eingerichteten Zentren überall im Land kommt und auch von weiteren Stellen, wie beispielsweise durch Hausärzte ausgegeben werden kann.
Jörg Sauer (SPD), der Erste Kreisbeigeordnete Landkreises-Limburg-Weilburg griff diesen Punkt als zuständiger Gesundheitsdezernent auf und versicherte, dass man im Kreis bereit sei, bis zu 1.000 Impfungen am Tag zu verabreichen. Außerdem müsse das sogenannte ‚aufsuchende Impfen‘ weiter vorangetrieben werden, damit auch jene Menschen, die das Vakzin nicht zentral verabreicht bekommen können, den Schutz im eigenen Zuhause erhalten.
Im Limburger St.-Vincenz-Hospital sei das Impfen bereits seit Jahresbeginn in vollem Gange berichtet Dr. Peter Sahmer, der ärztliche Leiter der dortigen Notaufnahme. Von 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben gut 700 inzwischen mindestens eine Impfung erhalten. Insgesamt habe sich das Krankenhaus sehr gut auf die Pandemie-Lage eingestellt. Unter den Eindrücken aus Bergamo habe man einen Plan entwickelt, um die Intensivkapazität innerhalb von 24 Stunden auf über 50 Plätze mehr als zu verdoppeln. Die wichtigste Lehre aus dieser Krise müsse allerdings sein, dass deutlich mehr Personal gebraucht werden, so der Mediziner. Dies gelte insbesondere für die Pflegekräfte: „Für einen Beruf, in dem man 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag arbeiten kann, der körperlich und psychisch belastend ist und in dem es gilt, sich ständig weiterzubilden, muss eine adäquate Entlohnung sichergestellt sein.“ Dies sei aktuell in Deutschland nicht der Fall.
Auf ähnliche Herausforderungen wies auch Sebastian Schneider hin, der den Rettungsdienst des DRK in Limburg leitet. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen zusätzlichen Hygienemaßnahmen hätten auch zu finanziellen Mehrbelastungen geführt, die gegenwärtig noch nicht von den Krankenkassen erstattet werden. Des Weiteren habe man einen weiteren Rettungswagen in Dienst stellen müssen. Dieser entlaste den Regelrettungsdienst und müsse mitunter auch mit ehrenamtlichen Helfern besetzt werden. Gestellt werden sie unter anderem vom DRK Ortsverein in Bad Camberg. Dessen Bereitschaftsleiter Peter Mors verwies auf die angespannte finanzielle Lage der Hilfsorganisationen. Gerade die Ortsvereine, die ihr Arbeitsgerät inkl. der Rettungswagen aus eigenen Mitteln finanzierten, hätten für Neuanschaffungen und die Ausbildung von Helfern Rücklagen gebildet. Diese würden nun aufgezehrt. Gleichzeitig verhinderten die hohen Eigenmittel eine Förderung aus den staatlichen Corona-Hilfen.
Nicht nur dieser Sache, sondern vor allem auch der dringend nötigen Aufwertung der Gesundheitsberufe im Krankenhaus und Rettungsdienst wolle man sich mit Nachdruck annehmen, erklärten die teilnehmenden Politiker abschließend. „Wir haben einige Hausaufgaben bekommen, an denen es jetzt zu arbeiten gilt, damit die Erfahrungen aus dieser Krise nicht vergessen werden“, so Martin Rabanus abschließend.